Der vergessene Strand
Kaum Jemand wird sich noch an den Nordstrand in Wilhelmshaven erinnern. Dabei war er einmal der schönste Strand am deutschen Festland.
Ein Tag am Strand, im letzten Sommer vor der Machtergreifung.
Mein Name ist Jens Machens.
Ich bin der Enkel von Ferdinand Kotte,
dem lustigen Bademeister vom Nordstrand.
An diesem Tag im Sommer 32 ist die Welt noch in Ordnung.
Alle spielen zusammen am Strand und bauen Sandburgen.

Vom Nord nach Süd-vom Ost nach West
am Nordstrand ist´s am Best
Mein Großvater Ferdinand Kotte und seine Frau Erika, bewirtschafteten das Cafe Seeblick, dass auch für Eintritt und Garderobe am Nordstrand zuständig war. Oma war meist im Kassenhäuschen mit Gastronomie beschäftigt und Opa Ferdinand organisierte das Strandleben und war oberster Bademeister. Ihre Tochter Ilsemarie, meine Mutter, war im Sommer jeden Tag am Strand und hat dort bis 1936 ihre Kindheit verbracht.
Dann wurde mit dem Bau der ,,Vierten Einfahrt“ begonnen, nach dem damaligen amtierenden Großadmiral Raeder benannt. Die Schleuse wurde kriegsbedingt nie fertig gestellt. Die Schleusenanlage wurde zwischen 1947 und 1949 von den Siegermächten demontiert und teilweise gesprengt.


Bei Ebbe ging Opa Ferdinand mit seiner Rattenfängertröte durch die Sandburgen, hinter ihm die Blaskapelle und alle folgten ihm ins Watt.


Man kann ihn gut an seinem Fernglas erkennen, dass er auf dem Rücken trägt.

Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus...
Aber erst noch K.d.F. mit Fräulein Meier aus Bottrop.




Nu geht´s aber gleich los.



Inzwischen bewerten die Richter die Sandburgen.





Schippe, Eimer, Sand, Wasser und etwas Sonne - dann ist die Welt in Ordnung, daran hat sich nichts geändert.

Hier kommt jetzt noch eine besondere Sandburg. Diese Burg ist mit "Salem" Fähnchen geschmückt. Zuerst dachte ich an einen Scherz der Photografin beim Retuschieren der Hakenkreuze, nein weit gefehlt. Hier seht ihr wie "Juden" und "Arier" in trauter Eintracht Sandburgen am Nordseestrand bauen.
Salem ist die biblische Bezeichnung für Jerusalem.

Jetzt noch einen Reigen und dann aber los.

Die fliegenden Kinder.

Kapelle Bredow








Es war ein schöner Tag am Meer.



Die Nazis haben also den schönsten Strand des Reiches geopfert um einen Kriegshafen zu bauen, der nie fertig wurde.
Aber der liebe Gott, oder wer auch immer, hatte Mitleid mit den Wilhelmshavenern, die nun keinen richtigen Sandstrand mehr hatten und so kam es, dass im Zuge des ,,Hallbauer Plans“ das Wattengebiet vor Rüstersiel eingedeicht werden sollte.
Im rechten Winkel zum Voslapper Deich wurde ein schmaler Sandstreifen aufgespült, der als Basis für eine neue Deichlinie in östlicher Richtung dienen sollte.
Die Aufspülarbeiten begannen im Frühjahr 1939. Den erforderlichen Sand entnahm man aus der Geniusbank in der Innenjade. Nach Kriegsausbruch am 1.September 1939 wurden die noch laufenden Arbeiten abgebrochen.
So entstand der Geniustrand.
Seit 2008 ist auch der Geniustrand verschwunden, dort ist jetzt der Jade-Weser-Port.